Video Digest
Ein Recherche- und Ausstellungsprojekt der
Videonale Bonn und des IMAI – Inter Media Art Institutes
Ausstellung: 25.11.-10.12.2023 / Eröffnung: 24.11.2023 | Moltkerei Werkstatt Köln
Mit Video Digest präsentierten die Videonale Bonn und das IMAI – Inter Media Art Institute Düsseldorf ein Online-Videokunstmagazin und ein damit verbundenes Recherche- und Ausstellungsprojekt in der Moltkerei Werkstatt, Köln, das um die parallel stattfindende Programmreihe VIDEONALE.scope erweitert wurde.
Das Projekt Video Digest nahm mit einer besonderen Faszination für das Videomagazin Schauinsland von Video Congress einen Anfang, das sich im Archiv des IMAI – Inter Media Art Institutes befindet und dessen Ausgaben ab 1984 auch im Rahmen der Videonale gezeigt wurden. 1982 gründete sich Video Congress im Nachhall der documenta 7 als lose Verbindung von Videokünstler:innen in Kassel. Mit dem Wunsch, kollaborativ Themen zu bearbeiten, Infrastrukturen für die Produktion des noch jungen Mediums Video zu etablieren und gleichzeitig eine selbstbestimmte Distribution der Arbeiten zu initiieren, entwickelte die Gruppe ein jeweils mehrere Videobeiträge umfassendes Format auf VHS-Kassetten, das unabhängig zirkulieren, gezeigt und geteilt werden konnte. Dabei nahmen die Initiator:innen Impulse des wenige Jahre zuvor von Gábor and Vera Bódy entwickelten ersten Videokunstmagazins Infermental auf, das von 1980 bis 1991 mit wechselnden Herausgeber:innen und thematischen Setzungen zehn Ausgaben mit internationaler Videokunst ihrer Zeit publizierte. Während Schauinsland deutliche Verbindungen zu Jugend-, Punk- und New Wave-Kulturen aufbaute und die Beiträge miteinander zu einer Art Videocollage verbunden wurden, stärkte Infermental die Idee einer Enzyklopädie, die aktuelle Videoexperimente in ihrer Vielfalt abzubilden versuchte. Als drittes, im Rahmen des Projekts hinzugezogenes Videomagazin gelang es dem ein Jahrzehnt später operierenden Zapp Magazine mit Sitz in Amsterdam und „Zweigstellen“ in New York, Paris, London, Kopenhagen schließlich, das Format Videomagazin als ein unabhängiges Organ der Kunstkritik und Dokumentation noch einmal neu zu denken.
So dokumentierten die von 1993 bis 1999 herausgegebenen Editionen neben Videokunst insbesondere Mitschnitte von Eröffnungen, Vorträgen oder Performances, die in ihrer unaufgeregten DIY-Ästhetik ein vielstimmiges Bild der internationalen Kunstszene transportierten.
All ihrer strukturellen und formalen Unterschiede zum Trotz verbindet die genannten Videomagazine ein besonderes politisches Bewusstsein, das sich in den Themen ebenso wie in der (Selbst-)Organisation und Distribution der Werke niederschlägt. So überschrieb Video Congress ihre erste Ausgabe mit der Devise: „Für eine aktive Art Video“ und auch die Herausgeber:innen von Infermental setzten mit der Thematisierung des schwelenden Ost-West-Konflikts dezidiert politische Akzente.
Das von Videonale und IMAI – Inter Media Art Institute initiierte Online-Magazin Video Digest greifte diese Impulse auf und untersuchte anhand einer Reihe dialogisch präsentierter aktueller Arbeiten das widerständige Potential von Bewegtbild in unterschiedlichen Kommunikationskanälen aus gegenwärtiger Perspektive. Die in diesem Kontext neu entstandenen Videoarbeiten, Performances und Zines von Becket MWN, Ayesha Hameed, Ji Su Kang-Gatto, Rrangwane und Leyla Yenirce (in Zusammenarbeit mit Mazlum Nergiz) greifen dabei diverse Sprachen und Strategien des Protests, der Mobilisierung, aber auch der Resignation auf und reflektieren ein von video on demand, smart TV, YouTube/ Youku, TikTok und Instagram geprägtes Video-Habitat der Gegenwart.
Neben der Präsentation dieser Neuproduktionen zeigte die Ausstellung Video Digest die von FRIGO (Gérard Couty, Mike Hentz, Christian Vanderborght) editierte vierte Ausgabe von Infermental mit 102 Beiträgen, die Ausgabe eins von Schauinsland mit dem Titel Erotik und Beiträgen von Gruppe A & A, Fun & Art sowie Norbert Meissner und die Ausgabe sechs des von Corinne Groot, Jack Jaeger, Arnold Mosselman und Rob van de Ven produzierten Zapp Magazines in einer Ausstellungsarchitektur von Lennart Wolff. Die Ausstellung wurde um Performances, Lesungen und Screenings erweitert.
Kurator:innen: Miriam Hausner, Nele Kaczmarek, Tasja Langenbach
Konzept: Tasja Langenbach, Linnea Semmerling
Ort:
Moltkerei Werkstatt Köln
Moltkestraße 8
50674 Köln
Programm
Video Digest: Eröffnung der Ausstellung + Performance Becket MWN
Die Eröffnung findet von 18 bis 22 Uhr statt.
Video Digest: Screening Zapp Magazine
Kommentierte Projektion von Zapp Magazine mit Corinne Groot und Rob van de Ven
Video Digest: Lesung und Gespräch von und mit Leyla Yenirce und Mazlum Nergiz
Mit Texten von Ilse Aichinger
Video Digest: Binge Watching Infermental #4
Wir laden euch herzlich zum gemeinsamen Bingewatching des Videokunstmagazins Infermental 4 ein.
7 Stunden, 7 Kapitel, 102 Videos, die eine unendliche Bilderflut erzeugen. Gemeinsam schauen wir uns auf einer großen Leinwand das Projekt von Gábor und Vera Bódy an, das 1980 als erstes internationales Videokassettenmagazin erschien. Ziel war es, die neuesten Entwicklungen in der Videokunst zu erfassen und zugänglich zu machen. Das Themenspektrum umfasste frühe Experimente im Bereich der Performance-, Video- und Aktionskunst.
Ab 16 Uhr (bis ca. 23 Uhr) -> Ein Einstieg ist den ganzen Tag möglich!
Wir freuen uns auf anregende Gespräche bei Tee und Glühwein und auf die Begegnung mit Mike Hentz von FRIGO.
Video Digest: Finissage
Die Finissage findet von 15-19 Uhr statt.
Fr, 24.11.2023
Die Eröffnung findet von 18 bis 22 Uhr statt.
Sa, 25.11.2023
Kommentierte Projektion von Zapp Magazine mit Corinne Groot und Rob van de Ven
Sa, 25.11.2023
Mit Texten von Ilse Aichinger
Sa, 09.12.2023
Wir laden euch herzlich zum gemeinsamen Bingewatching des Videokunstmagazins Infermental 4 ein.
7 Stunden, 7 Kapitel, 102 Videos, die eine unendliche Bilderflut erzeugen. Gemeinsam schauen wir uns auf einer großen Leinwand das Projekt von Gábor und Vera Bódy an, das 1980 als erstes internationales Videokassettenmagazin erschien. Ziel war es, die neuesten Entwicklungen in der Videokunst zu erfassen und zugänglich zu machen. Das Themenspektrum umfasste frühe Experimente im Bereich der Performance-, Video- und Aktionskunst.
Ab 16 Uhr (bis ca. 23 Uhr) -> Ein Einstieg ist den ganzen Tag möglich!
Wir freuen uns auf anregende Gespräche bei Tee und Glühwein und auf die Begegnung mit Mike Hentz von FRIGO.
So, 10.12.2023
Die Finissage findet von 15-19 Uhr statt.